Wenn das Wasser nicht bergauf fließt
Friedrichsdorf – in einzigartiger, traumhaft schöner Hanglage an den Ausläufern der Fahnerschen Höhen – hat erst 1978 eine eigene Wasserleitung erhalten – wobei „erhalten“ ist nicht präzise: Die Friedrichsdorfer bauten selbst kräftig mit. Es wäre wohl keine Leitung verlegt worden, hätten nicht die Einwohner selbst mit enormem Einsatz Hand angelegt.
„Bis zum 29. Jahrestag der DDR sollen alle Haushalte angeschlossen sein. Und wenn man sieht, mit welchem Elan alle Bürger Friedrichsdorfs die notwendigen Arbeiten in Angriff nehmen, dann erscheint der Termin nicht utopisch, auch wenn bis zum 25.9. erst die Hälfte der Haushalte angeschlossen war.“, heißt es in einem 1978 veröffentlichten Zeitungsartikel.
Und weiter: “Wenn man bedenkt, dass viele Arbeiten nach Feierabend getan und erhebliche Kosten dadurch eingespart wurden, dass man Erdarbeiten auch mit Hacke und Schaufel bewältigte, um die kostenaufwändige Technik nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen, dann kann man die Bürger von Friedrichsdorf nur bewundern (…).“
Bis zum Anschluss an die Wasserleitung holten die Friedrichsdorfer ihr Wasser aus privaten Brunnen, für die Tiere von einer zentralen Zapfstelle (bis Ende der 60er Jahre), die aus dem Teich gespeist wurde. Auch wurde Wasser in entsprechenden Wagen von der LPG herangefahren.
Dass die Wasserleitung aus einem privaten Brunnen unterhalb des Ortes gespeist wurde, eine veraltete Pumpstation bei Überlastung oder Frost oftmals ausfiel, machte die Versorgung der Haushalte ebenso unzuverlässig wie wenn der Strom ausfiel – was zu DDR-Zeiten keine Seltenheit war.
Damit nicht genug, die Wasserqualität war so schlecht, dass erhebliche Mengen Chlor zugesetzt werden mussten. 1982 unterzeichneten alle Friedrichsdorfer eine sog. Eingabe (heute wohl eher als Beschwerde zu bezeichnen) an den Rat des Bezirkes, um die Situation zu verbessern. Die Eingabe wurde zur Bearbeitung an den Rat des Kreise verwiesen, der stellte einen Zwischenbescheid aus. Doch bis 1987 – wenn man so will bis kurz vor der Wende – tat sich nichts.
Die Verlegung der Wasserleitung war ein Teilerfolg, doch das hieß noch nicht, dass es auch eine Abwasserleitung damals gegeben hätte. Die Abwasserleitung bauten die Friedrichsdorfer dann in den 80er Jahren – Stück für Stück.
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler, histor. Fotos zur Verfügung gestellt von E. Hesse
Der Teich heute.